Kooperationsprozess

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Grundlagen zum Thema Kooperationen



Chancen durch Kooperationen

In Zeiten dynamischer Markt- und Technologieentwicklungen wird die Fähigkeit, kontinuierlich mit innovativen Sach- und Dienstleitungen sowie mit verbesserten Prozessen auf die Markterfordernisse einzugehen, für Industrie- und Dienstleistungsunternehmen existentiell relevant. Das Innovationsmanagement sieht sich mit einer Vielzahl von Herausforderungen konfrontiert, deren Lösung nicht mehr nur im eigenen Unternehmen gesucht wird: Im Eingehen von Kooperationen mit anderen Unternehmen wird eine chancenreiche Handlungsoption gesehen, den in der folgenden Tabelle dargestellen Herausforderungen zu begegnen:

Herausforderungen Chancen durch Kooperationen (Zielsetzungen)
  • Kürzere Produktlebenszyklen, Zeitwettbewerb
  • Kürzere Entwicklungszeiten, Treffen des richtigen Zeitfensters für die Markteinführung, schnelle Vermarktung
  • Risikostreuung, auch bei der Finanzierung
  • Rasche Veränderung von Produkt- und Produktions­technologien, Technologiewettbewerb
  • Zugang zu neuen Produkt- und Produktionstechnologien
  • Austausch von Know-how
  • Veränderte Kostenstrukturen, Notwendigkeit hoher Investitionen
  • Kostenteilung, Kostendegressionspotential durch Skalen­vorteile, Risikoteilun
  • Bessere Auslastung in den Bereichen Fertigung, Vertrieb und Forschung und Entwicklung
  • Senkung der Entwicklungs- und Produktionskosten (z.B. durch Orientierung an Prozessen)
  • Gemeinsame Standards
  • Globalisierung der Märkte, Protektionismus
  • Eintritt in neue Märkte, Globalisierung der eigenen Aktivitäten, Überwindung von protektionistischen Maßnahmen
  • Gemeinsame Markterschließung – besonders auch im Ausland
  • Konzentration von Wettbewerbern
  • Kooperation mit Wettbewerbern, um zu verhindern, daß sich eine Allianz von Wettbewerbern gegen das eigene Unternehmen bildet
  • Markt- und Technologiekonvergenz
  • Systemkompetenz
  • Mangelnde Ressourcen (Mitarbeiter, Know-how, Kapital, ...)
  • Ressourcenzugang, Ressourcenteilung, Produktionsoutsourcing
  • Schrumpfende Märkte
  • Vermeidung des eigenen Ausscheidens aus dem Markt
  • Verdrängung von Wettbewerbern
  • Nachfragermärkte, Nachfrageschwankungen
  • Verbesserung des eigenen Angebotes, Sicherung der Arbeitsplätze durch Übernahme von Aufträgen
  • Forderung der Kunden nach einem vollständigen Angebot „aus einer Hand“
  • Ergänzung des eigenen Produkt- bzw. Dienstleistungsangebots
  • Orientierung der Kunden an Marken
  • Imagegewinn durch Kooperationen mit bedeutenden Unternehmen
  • Größerer Druck der Investoren auf Rendite
  • Gefahr feindlicher Übernahmen
  • Hohe Aktienkurse, Wertsteigerung
  • Höherer Eigenkapitalanteil
  • Gegenseitige Kapitalbeteiligung zur Reduzierung der frei verfügbaren Aktien

Quelle: Harland (Kooperationsmanagement, 2002), S. 1-2.


Beispiele für Kooperationsrisiken

Gemeinsam mit Partnerunternehmen können Wertschöpfungspotentiale erschlossen werden, die für die einzelnen Unternehmen allein unerreichbar wären. In vielen Unternehmen herrscht jedoch gegenüber Unternehmenskooperationen eine ambivalente Einstellung. Einerseits wird die potentielle Chance oder sogar die Notwendigkeit gesehen, in bestimmten Situationen eine Kooperation einzugehen, andererseits bestehen - teilweise zu Recht - Befürchtungen vor zu engen Beziehungen mit anderen Unternehmen und den damit verbundenen Risiken:

Risiken der Kooperation Potentielle Konsequenzen
  • Unterschiedliche Kooperationsziele und Erwartungen
  • Partner wird zum Konkurrenten
  • Partner verhält sich opportunistisch^
  • Partner bremst den Innovationsprozeß
  • Mangelndes Vertrauen
  • Unklare Vereinbarungen über die Aufteilung der Arbeiten, Termine und Kosten
  • Destruktive Konflikte
  • Rechtsstreite
  • Mangelhafte Kommunikation und Leistungen der Partner
  • Mangel an Kooperationserfahrung des Partners
  • Mitarbeiterwechsel
  • Widerstand der Mitarbeiter / Mentalität (Not-Invented-Here-Syndrom)
  • Unzureichende Flexibilität
  • Unterschiedliche Managementstile verursachen höhere Transaktionskosten
  • Teure Vertragsverhandlungen
  • Schlechter Informationsfluß
  • Entwicklung dauert länger als geplant
  • Abhängigkeit, z.B. aufgrund großer Unterschiede in der Unternehmensgröße
  • Nutzen-Aufwand-Verhältnis verschiebt sich im Projektverlauf zuungunsten eines Partners
  • Für einen Partner unerwartet ungünstige Renditeverteilung
  • Unzureichender Schutz der Kernkompetenzen
  • Unerwünschter Wissenstransfer

Quelle: Harland (Kooperationsmanagement, 2002), S. 3.

Daß diese Risiken ernst genommen werden müssen, zeigen die in Wissenschaft und Praxis häufig beanstandeten hohen Mißerfolgsquoten bei Kooperationen (Fontanari hat z.B. verschiedenen empirischen Studien Werte zwischen 31% und bis zu 90 % entnommen [Fontanari (Kooperationsgestaltungsprozesse, 1996)]). Besonders bei Kooperationen, die Innovationen betreffen, bestehen Berührungsängste, da vielfach zukünftige Erfolgspotentiale des eigenen Unternehmens auf dem Spiel stehen.


Klassifizierung von Kooperationen

Klassifizierung Ausprägungen (Beispiele)
1. Klassifizierung nach betroffenen Funktionsbereichen der Unternehmung
  • Forschungskooperation / Technologieentwicklungskooperation
  • Produkt- und Prozeßentwicklungskooperation
  • Produktionskooperation
  • Marketing- und Vertriebskooperation
  • Logistikkooperation
2. Klassifizierung nach der Marktbeziehung der Kooperationspartner
  • Horizontale Kooperation (mit Wettbewerber)
  • Vertikale Kooperation (mit Kunden/Lieferanten)
  • Diagonale Kooperation (andere Unternehmen)
3. Interne und externe Kooperationen
  • Kooperation von Profit Centern innerhalb eines Konzerns
  • Vollkommen unabhängige Kooperationspartner
4. Grad der zugrundeliegenden gegenseitigen wirtschaftlichen Abhängigkeit [Hierarchie vs. Markt]
  • Informelle Kooperation / Absprachen
  • Kooperation auf vertraglicher Basis (z.B. auch Franchising Franchising) / strategische Allianz
  • Joint-venture-Unternehmen, gegenseitige Kapitalbeteiligung (Extremfälle, die die Grenze des Kooperationsbegriffs überschreiten: Fusion, M&A)
5. Dauer der Kooperation
  • Kurzfristige Zusammenarbeit
  • Mittelfristige Zusammenarbeit
  • Langfristige Zusammenarbeit
6. Anzahl der Kooperationspartner in einer Kooperationsstruktur
  • Bilaterale Kooperation
  • Kooperation gleichzeitig mit wenigen Partnern
  • Netzwerk
7. Anzahl der am Kooperationsprojekt beteiligten Mitarbeiter beider Unternehmen ("typische" Kooperationsgröße)
  • Z.B. weniger als 10
  • Weniger als 50
  • Weniger als 100
  • Mehr als 100
8. Dominanz gegenüber dem Partner
  • Eigenes Unternehmen ist dominanter Partner (z.B. Systemintegrator)
  • Eigenes Unternehmen ist nicht-dominanter Partner (i.d.R. muß man sich den Entscheidungen des Partners fügen)
  • Es besteht ein ausgewogenes Verhältnis
9. Klassifizierung nach sprachlichem und kulturellem Hintergrund der Mitarbeiter
  • Inländische Kooperation
  • Kooperationen in gleichem Kultur- / Sprachkreis
  • Kooperationen über Kultur- / Sprachkreis hinweg
  • Kooperation in gleichsprachigem Raum
  • Kooperation auf gleichem Kontinent
  • Europäisch-amerikanische Kooperationen
  • Europäisch-asiatische Kooperationen
10. Geographische Ausdehnung der Kooperation / "betroffene" Märkte
  • Inländische Kooperation
  • Kooperation auf eine Weltregion begrenzt
  • Globale Kooperation
11. Förderung
  • Keine Förderung der Kooperation
  • Förderung durch deutsche staatliche Institutionen
  • Förderung durch europäische Institutionen
  • Förderung durch sonstige Institutionen
12. Kooperationen nur mit Unternehmen oder Kooperationen mit universitären Partnern
  • Kooperation mit einem anderen Unternehmen
  • Kooperationen mit universitärem Partner
13. Wesentliche Ursache
  • Primäre Ursache technisch bedingt
  • Überwindung von Markteintrittsbarrieren
  • Sonstige ökonomische Gründe

Quelle: Harland (Kooperationsmanagement, 2002), S. 63-64.



Quellenverzeichnis



Quelle:
Kommentar
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Autor: Harland, Peter E. Ausdruck: Welchseln Sie zur Druckansicht
Kapitel: Kooperation
Abschnitt: Grundlagen zum Thema Kooperationen
Zitatzeile:
Harland, Peter E. (2011): Kooperation - Grundlagen, online im Internet unter URL: http://www.innovationsmanagement.de/kooperation/grundlagen.html (01. 02. 2011).
 
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